Zusammenfassung
Hintergrund: Zur Verstetigung der Reha-Effekte nach einer stationären medizinischen Rehabilitation
wurde ein stationäres Gruppen-Nachsorgeprogramm für rheumatische Erkrankungen (chronische
Polyarthritiden, Spondarthropathien, Fibromyalgie) entwickelt, welches 3 - 5 Monate
nach der Rehabilitation durchgeführt wird. Es dient einerseits der Auffrischung und
Vertiefung, andererseits werden neue Inhalte vermittelt (z. B. über Ernährung). Trainingselemente
und edukative Bausteine stehen im Vordergrund des Konzeptes. Methodik: 140 Patienten nahmen an insgesamt 19 Nachsorgewochen teil. Die Akzeptanz des Programms
wurde am Ende der Nachsorgewoche mit einem Fragebogen sowie in einem Abschlussgespräch
erfasst. Ergebnisse: Die Verständlichkeit der vermittelten Inhalte und die Gruppenatmosphäre wurden sehr
positiv beurteilt. Der Gesamtnutzen der Nachsorgewoche wurde mit Werten um die Note
2 (1 = sehr hilfreich, 6 = überhaupt nicht hilfreich) eingeschätzt. Besonders positiv
wurden von den Teilnehmern die Konzeption als Gruppenangebot und die damit verbundenen
Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch hervorgehoben. Gleichzeitig bestand jedoch der
Wunsch nach mehr Einzelanwendungen aus der klassischen Rehabilitation. Hinsichtlich
der Therapiemenge der einzelnen Bausteine bestand der Wunsch nach mehr freien Therapien,
Betreuung durch den Arzt und mehr Physio- und Sporttherapie sowie nach mehr Pausen.
Von den psychologischen Bausteinen wünschten sich die Teilnehmer weniger sowie insgesamt
einen geringeren Seminaranteil. Zwischen den Gruppen gab es insgesamt wenig Unterschiede,
jedoch scheint die Bewertung durch die Patienten mit Spondylitis ankylosans in einigen
Bereichen günstiger auszufallen. Schlussfolgerung: Die Teilnahme der Patienten und die Akzeptanz der Nachsorgewoche ist als positiv
zu werten. Schwierig war es jedoch, die traditionellen Erwartungen der Patienten an
eine stationäre Rehabilitation auf ein verhaltensmedizinisch ausgerichtetes Programm
hin zu verändern. Zu überlegen wäre, inwieweit das von den Teilnehmern als wichtig
eingeschätzte Gruppensetting und der damit verbundene Erfahrungsaustausch auch innerhalb
einer „normalen” Rehabilitation verstärkt Berücksichtigung finden kann.
Abstract
Background: A one-week booster group treatment in rheumatic diseases (rheumatoid arthritis, spondylarthropathies,
fibromyalgia) was developed in order to stabilize rehabilitation effects after medical
rehabilitation. The program took place in an inpatient setting 3 - 5 months after
rehabilitation, aimed at refreshing and deepening already learnt contents as well
as teaching new subjects (e. g. about dietetics). Training and educational elements
are given priority in this concept. Method: A total of 140 patients participated in 19 booster weeks. At the end of each booster
week the acceptance was assessed by questionnaire and in a round-table discussion.
Results: Comprehensibility and group atmosphere were judged very positively. The course was
also considered very helpful, helpfulness being rated with marks about 2 (1 = very
helpful, 6 = not at all helpful). Participants especially appreciated the course's
framework as a group setting emphasising the exchange of experience with co-patients.
At the same time, however, participants wished more individualized treatment such
as physiotherapy or massage. With regard to the quantity of the various therapy elements,
participants would have preferred more traditional spa therapy, more medical treatment
by a physician, more group physiotherapy and sports. They would also have liked more
breaks. In general fewer psychological elements, less discussion and reflection but
more physical activity was wished for. Little difference was found between the various
diagnoses, but the program was rated slightly more positively by the patients with
spondylarthropathies. Conclusion: Overall, the great number of people participating in the program and their acceptance
of the booster week are positive. Patients appreciated the group setting and the possibilities
of exchanging experience on a high level. But it was difficult to change patients'
traditional expectations concerning medical rehabilitation to a behaviour-orientated
course like ours. It is worth thinking about whether this concept should play a greater
role in traditional medical inpatient rehabilitation programming.
Schlüsselwörter
Nachsorge - medizinische Rehabilitation - rheumatische Erkrankungen - Gruppenprogramm
- Evaluation
Key words
Aftercare - medical rehabilitation - rheumatic diseases - group treatment - evaluation
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Dr. med. Inge Ehlebracht-König
Rehazentrum Bad Eilsen · LVA Hannover
Harrlallee 2
31707 Bad Eilsen
Email: inge.ehlebracht-koenig@lva-hannover.de